Priv.-Doz. Dr. Maximilian Kasparek, MSc im Kurier
Neue Operationsmethode soll ein Leben wie vor der Kniearthrose ermöglichen
Ärzte am Evangelischen Krankenhaus in Wien haben eine innovative Methode entwickelt, die die individuelle Anatomie berücksichtigt.
Im Laufe eines Menschenlebens wird der Knorpel im Kniegelenk stark beansprucht: Permanent federt er Bewegungen ab und ist der Reibung durch die Knochen ausgesetzt. Kein Wunder eigentlich, dass Arthrosen, vor allem Kniegelenksarthrosen, zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der Bevölkerung gehören.
Ist das Gelenk völlig zerstört, wird ein Gelenksersatz nötig. Berichte von Patienten zeigen aber, dass sie nach einer solchen Operation ihr künstliches Knie oft als unnatürlich empfinden oder unter Schmerzen leiden.
Das könnte sich nun ändern. Am Evangelischen Krankenhaus in Wien wird seit einigen Monaten eine neue minimal-invasive Operationsmethode bei der Implantation künstlicher Kniegelenke angewandt. Das Ziel: Die Patienten sollen danach wieder genauso gehen und laufen können wie vor der Kniearthrose.
Wie funktioniert das? Das Motto lautet „zurück zum Ursprung“, sagt Primar Thomas Müllner, Vorstand der Abteilungen für Orthopädie und Traumatologie. Er hat gemeinsam mit Dr. Maximilian Kasparek, Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, die neue Operationsmethode entwickelt, die nun große Sprünge im Bereich des künstlichen Kniegelenksersatzes ermöglichen soll.
Im Wesentlichen basiere die Methode auf internationalen Forschungsergebnissen, die zeigen, dass jedes Knie unterschiedlich ist und ein völlig gerades Bein nicht die natürliche Norm darstellt. Diese individuelle Anatomie sei aber bisher in den meisten Fällen nicht berücksichtigt worden. „Wir rekonstruieren nun erstmalig die individuelle Biomechanik und Anatomie unserer Patienten, wie sie vor der Kniegelenksarthrose war – sprich, wir gehen zurück zum Ursprung, um unseren Patienten ein Leben wie vor der Arthrose zu ermöglichen“, sagt Müllner.
3‑D-Navigation
Möglich wird das durch den Einsatz modernster Technik: „Mittels dreidimensionaler Navigation werden die notwendigen Knochenschnitte für das künstliche Kniegelenk millimetergenau gesetzt. Dabei wird die individuelle Bandspannung und Schrägheit der natürlichen Gelenkslinie berücksichtigt“, schildern die Ärzte.
Der bedeutende Vorteil dieser zu anderen vergleichbaren Methoden sei, dass konventionelle Knieprothesen-Implantate verwendet werden können. Außerdem seien Zusatzeingriffe an den Weichteilen, die früher oftmals notwendig waren, um das Knie in einen unnatürlichen Zielbereich eines geraden Beins zu bringen, mit der neuen Technik nicht mehr nötig.
Müllner und Kasparek sind mit den vorläufigen Ergebnissen sehr zufrieden: „Seit Einführung dieser neuen Operationstechnik konnten wir feststellen, dass unsere Patienten gleich nach der Operation deutlich weniger Schmerzen haben und schnell eine sehr gute Beweglichkeit aufweisen“ sagt Kasparek. „Wir sehen jetzt die ersten Kurzzeit-Ergebnisse und viele Patienten berichten, dass sich ihr künstliches Kniegelenk anfühlt wie vor 20 oder 30 Jahren, als sie noch keine Schmerzen hatten“, berichtet Müllner.